Der Schnee knirscht unter Peters Winterstiefeln. Über Nacht sind die Temperaturen auf zweistellige Minusgrade gesunken, das flockige Weiss zeugt von frischem Schnee. Peter ist ausgerüstet mit organger Leuchtjacke und Schaufel. Die ungeschützten Hände erzählen von einem arbeitsreichen Leben. Bis zu seiner Pensionierung war er als Fahrer und Disponent von Lastwagen umgeben.
Ardez, das kleine idyllische Dorf im Unterengadin ist nicht gerade bekannt für lange Pistenkilometer. Und doch kommen Touristen im Winter gerne hierher, auch um Ski zu fahren. Die Piste hier ist etwa 300 Meter lang, das Gefäll niedrig, die Pistenmarkierungen blau. Perfekt für Kinder, die mit dem Wintersport beginnen wollen.
Peter ist der Skilift-Anbügler. Er strahlt im Gesicht Zufriedenheit aus. Auch wenn er, wie heute morgen, die Befestigungsschrauben am Antriebsrad mit gröberem Körpereinsatz anziehen muss. Gestern meinte er, das Problem behoben zu haben. Andri, ein Bauprofi vom Dorf, eilt aber schon bald zur Hilfe. Die Erleichterung ist beiden anzumerken: Der Lift fährt heute wie gewöhnt.
Die Sonne kämpft sich an diesem Januarmorgen endlich über die steilen Dolomitenspitzen. Die Pistenmaschine dreht seine letzte Runden. Peter öffnet seine Kabine, stellt davor Schoggistängel auf. Preis: 80 Rappen pro Stück.
Hier geht es nicht um das Geld. Der Skilift ist kostenlos, wer will, darf einen Betrag in die Kasse legen. Damit die Rechnung irgendwie aufgeht, leisten einige Einwohner von Ardez zahlreiche Stunden Fronarbeit. Die Gemeinde Scuol unterstützt bei der Beschneiung und bei der Pistenpräparation. Einmal im Jahr wird ein Lotto durchgeführt, um etwas zusätzliche Einnahmen zu generieren.
Die ersten Kinder mit Skiern erscheinen. Einige kommen alleine – Einheimische, die wissen, wie der Hase läuft. Ein Mädchen wird begleitet von ihrem Grossvater. Er zieht ihr die Handschuhe an und führt sie an den Lift.
Peter startet den Lift. Er verlangsamt ihn immer wieder, wenn Kinder einsteigen – er weiss genau, wer noch nicht so sicher ist. „Das ist wie Skifahren früher“, meint der Grossvater, „das mag ich an diesem Skilift in Ardez so. Persönlich und übersichtlich“. Peter zündet sich in der Kabine zufrieden einen Villiger Kiel an. Hektik kommt hier nie auf. Für ambitionierte Eltern, die ihre Kinder gerne möglichst bald ins benachbarte Skigebiet Motta Naluns stellen wollen, ist wohl beruhigend zu wissen, dass der Olympiasieger Nevin Galmarini auch hier Skifahren gelernt hat.
11. Januar 2019, Roman Lehmann
Für die beliebte SRF Sendung „Landfrauenküche“ wird der Opener der Sendung in il tablà gedreht. Man sieht die Landfrauen rüstend, kochend und backend – in einem authentischen und erstklassigen Ambiente, das perfekt zu ihren Qualitäten passt.
Die Wanderung von Ardez nach Scuol ist abwechslungsreich und führt als Highlight über eine schmale Hängebrücke über den Inn. Mit den Wassermassen von der Schneeschmelze ein besonderes Spektakel.